Online-Dating hat sich als einfache Alternative zum traditionellen Kennenlernen etabliert. Es mag auf den ersten Blick leicht erscheinen, ist es aber keineswegs, wenn man nach mehr als nur einem flüchtigen Kontakt sucht.
Vergleichbar mit dem Übergang von der Schreibmaschine zum PC, bietet Online-Dating Effizienz und Bequemlichkeit. Ohne den Aufwand von Papier, Tinte oder Korrekturband, ermöglicht es uns, rasch und unkompliziert zu interagieren, egal ob zuhause oder unterwegs. Auch wenn ein Kontakt nicht fruchtet, kann er einfach gelöscht oder für später gespeichert werden. Trotz dieser offensichtlichen Vorteile, bleibt das Kennenlernen auf traditionelle Weise, ähnlich dem Schreiben auf einer Schreibmaschine, für viele eine romantische Vorstellung.
Im Laufe des Lebens verengen sich die Möglichkeiten, jemanden im Alltag zu treffen. Während Schule und Universität ein breites Feld potenzieller Partner bieten, schränkt das Berufsleben diese Auswahl ein. Früher war man oft früher in festen Beziehungen oder verheiratet, wobei die Berufswahl beständiger und die Möglichkeiten ohne Internet und Digitalisierung begrenzter waren. Heute hingegen prägen veränderte Lebensstile auch unsere Art der Partnersuche und Beziehungsführung.
Die direkte Kontaktaufnahme im Alltag, beispielsweise beim Bäcker, ist riskant und unsicher. Man weiß nie, ob die andere Person verfügbar oder an einem interessiert ist. Dating-Apps nehmen einem diese Unsicherheit: Ein Match signalisiert sowohl gegenseitige optische Anziehung als auch Verfügbarkeit.
Online-Dating-Apps wie Tinder oder Bumble sind längst nicht mehr nur Plattformen zur Partnersuche. Viele Nutzer suchen dort nach Ablenkung oder Unterhaltung, ähnlich wie bei einem Spiel. Diese Apps bieten eine breite Palette an Nutzungsmöglichkeiten, die über das reine Finden einer Beziehung hinausgehen.
Online-Dating birgt das Risiko, sich in Illusionen zu verlieben. Durch das virtuelle Kennenlernen entsteht schnell eine Nähe, die real möglicherweise nicht existiert. Gemeinsame Interessen und attraktive Profile erzeugen eine scheinbar perfekte Übereinstimmung. Doch beim ersten Treffen können sich diese Illusionen schnell auflösen, was zu Enttäuschungen führt. Die virtuelle Nähe kann das reale Kennenlernen mit all seinen Sinnen nicht ersetzen.
Fazit: Begrenzte emotionale Verfügbarkeit und Erwartungsmanagement
Die Mehrheit der Nutzer auf Dating-Apps ist nicht emotional verfügbar für eine ernsthafte Beziehung. Dies kann für diejenigen, die eine exklusive und verbindliche Partnerschaft suchen, zu Frustrationen führen. Online-Dating spielt mit unseren Vorstellungen und Hoffnungen, was oft zu erhöhten Erwartungen und folglich zu Enttäuschungen führt. Ein reales Kennenlernen mit allen Sinnen bleibt durch diese Plattformen unerreicht.
Online-Dating-Apps können nützlich sein, doch es ist entscheidend, sich bewusst zu machen, dass man sich auf einer anonymen Plattform bewegt. Hier steht Selbstdarstellung im Vordergrund und nicht jeder verfolgt die gleichen Absichten, die er vorgibt. Es gibt erstmal viele Vorteile, die so naheliegend sind, dass ich diese hier eher aus der realistisch-kritischen Seite betrachtet habe, statt sie positiv hervorzuheben. Ich selbst habe gerne Onlinedating-Apps zur Partnersuche genutzt und dabei gemerkt, dass es eine schöne Möglichkeit ist, Menschen kennenzulernen, denen ich ohne die Apps nicht begegnet wäre. Die Gefahren und Risiken und auch die Enttäuschungen entstanden immer durch eine Vernebelung der eigenen Intuition, dank Erwartungen, eines Hormoncocktails und einem Gegenüber, dass sich massiv ins Zeug gelegt hat. Wem es hier gelingt, bis zum zweiten Date (!) realistisch zu bleiben und auch eigene Gefühle kritisch zu hinterfragen, der kann sich online relativ sicher bewegen und hat Durchhaltevermögen. Letzteres ist wichtig, denn eine große Auswahl erfordert auch immer mehr Geduld.
Abschließend ist es wichtig, eigene Standards zu bewahren und sich vor dem ersten Date darauf zu konzentrieren, ob das Gegenüber einem gefällt, statt nur darauf zu achten, dem anderen zu gefallen.